Lisa Scharff war nicht nur eine der ersten Organic Make-up Artists in Deutschland, auch ihr Konzept ist in der Zusammenstellung einzigartig. Sie hat sich als Mindful Beauty Coach auf eine Verbindung der Bereiche Naturkosmetik, Ernährung und Inner Beauty spezialisiert, denn die 33-Jährige ist überzeugt von dem holistischen – ganzheitlichen – Schönheitsgedanken. Und davon, dass man ein negatives Gedankenbild von sich selbst auch mit dem schönsten Make-up nicht verstecken kann. Denn natürliche Schönheit und das besondere Strahlen kommen aus dem Inneren, man sieht es in den Augen eines Menschen. Darum ist die wichtigste Beauty-Basis für sie immer eine Verbindung von dem Innen und dem Außen.
In Personal-Coachings und Workshops hilft Lisa ihren Kunden je nach individuellem Wunsch dabei, die eigene Beauty- oder Pflege-Routine zu kreieren, bisherige konventionelle Lieblings-Produkte auf Alternativen der Naturkosmetik umzustellen, Make-up Tricks für einen natürlichen Look zu erlernen oder Rituale für mehr Selbstliebe und Achtsamkeit zu entwickeln.
Wir sprechen mit ihr über die vier wichtigen Säulen von Schönheit, über verlorenen Selbstwert und gefährliche Ideale. Und natürlich auch über Wege, auf denen man sich wieder in sich selbst verlieben kann – sowie über Lisas persönliche Beauty Heroes.
Lisa, du warst eine der ersten Organic Make-up Artists in Deutschland – wie sah dein Berufsweg dorthin aus und wieso hast du dich entschlossen, konsequent zu Naturkosmetik zu wechseln?
Ich habe ursprünglich eine Ausbildung zur Maskenbildnerin gemacht (was das komplette Gegenteil zu dem darstellt, was ich heute mache) und anschließend auch als Make-up Artist auf Shootings gearbeitet und als Beauty-Redakteurin für Magazine geschrieben. 2013 saß ich am Schreibtisch und hatte immer mehr das Gefühl: Hier passt was nicht zusammen – in meinem Inneren, und dem Außen.
Ich fühlte mich in dieser doch sehr oberflächlichen Welt immer weniger zu Hause, mir fehlte die Verbindung. Vor allem die zu mir selbst. Es kamen immer mehr Faktoren zusammen, die letztendlich dazu geführt haben, dass ich mich intensiv mit ganzheitlicher Gesundheit beschäftigt habe. Angefangen bei dem Thema Ernährung und Heilung, führte mein Weg ziemlich schnell zu der Frage: Und was trage ich da eigentlich täglich auf meine Haut auf? Ich fing an zu recherchieren und setzte mich mit Inhaltsstoffen von Produkten auseinander, die mich ehrlicherweise ganz schön schockiert haben.
Die Umstellung deiner privaten Beauty-Routine hat nicht nur deinen Job, sondern auch dich persönlich verändert…
Genau, ich habe sofort damit begonnen, meine gesamten privaten Produkte gegen Naturkosmetik auszutauschen und dabei gemerkt, wie sich auch das Gefühl zu mir selbst verändert hat. Ich habe mehr zu mir und meiner Person gefunden, habe mich mehr verbunden gefühlt. Das erkläre ich mir dadurch, dass ich bewusst entschieden hatte, mir etwas Gutes zu tun. Ich wollte zukünftig liebevoller mit mir umgehen und ausschließlich gute Inhaltsstoffe verwenden, die meine Haut unterstützen. Dadurch hat sich mein ganzes Gefühl zu mir und meinem Körper verändert. Ich habe eine Verbindung zwischen dem Inneren und dem Äußeren geschaffen. Genau dieses Bewusstsein wollte ich weitergeben.
Das war der Moment, in dem ich entschieden habe, auch meinen gesamten Make-up Koffer komplett gegen Naturkosmetik auszutauschen. Mit meinem Wissen hatte sich plötzlich alles verändert, ich konnte einfach nicht mehr so weiterarbeiten wie bisher. Ich wurde also der erste Organic Make-up Artist Deutschlands und habe meinen Ansatz in dem Slogan „Beauty Inside Out“ formuliert. Seitdem arbeite ich nur noch mit Kunden, die Wert auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit legen, wie etwa Marie Nasemann oder Laura Marina Seiler.
Du hast fortan als Organic Make-up Artist auf Shootings gearbeitet – und nebenbei ein Studio eröffnet…
Stimmt. Weil ich von allen Seiten immer häufiger angesprochen und um Rat gefragt wurde, habe ich vor dreieinhalb Jahren angefangen, Coachings und Workshops in dem Bereich zu entwickeln, die seit 2018 in meinem eigenen Studio in Hamburg stattfinden. Oder alternativ auch über Zoom.
Du bist Mindful Beauty Coach – wie sieht deine Mission konkret aus? Und wieso ist Mindfulness im Beauty-Bereich so wichtig?
Das Wort Mindfulness verkörpert für mich genau den Ansatz, dass Schönheit im Inneren beginnt. Es geht nicht ausschließlich darum, welche dekorativen Kosmetik- oder Pflegeprodukte man benutzt, ich betrachte Schönheit holistisch, also ganzheitlich. Sie basiert für mich auf vier Säulen: Ernährung, Pflege, Mindset und Lebensstil. Genauso, wie man sich mit einer gesunden Ernährung etwas Gutes tun kann, führt man seinem Körper auch über Pflege bestimmte Stoffe zu. Schließlich ist die Haut unser größtes Organ.
Viele Menschen kommen erst durch die Beschäftigung mit dem Thema zu der Erkenntnis und dem Bewusstsein, dass alles zusammenhängt. Ein stressiger Lifestyle ist die häufigste Ursache für schlechte Haut. Darum ist es ein wichtiger und nicht zu unterschätzender Teil von natürlicher Schönheit, Entschleunigung in seinen Alltag zu bringen. Und wenn es morgens oder abends nur 10 Minuten für Yoga, eine Meditation oder einen Spaziergang sind. Zu dieser Symbiose von Innen und Außen kommt dann noch das Mindset: Welches Bild habe ich von mir? Wie denke ich über mich selbst?
Du hilfst Menschen dabei, ihre ganz persönliche Beauty-Reise zu beginnen, von innen nach außen… Wie sieht der erste Schritt aus?
Mir ist es wichtig, dass sich die Menschen, die zu mir kommen, wohl fühlen. Bei mir geht es um authentische und individuelle Schönheit. Weg von einer Perfektion oder Makellosigkeit. Viele meiner Kunden fühlen sich verunsichert und überhaupt nicht schön. Ihr häufigstes Bedürfnis: sich selbst annehmen, sich gesehen fühlen und die eigene Schönheit wieder erkennen. Einige wünschen sich dafür nur Make-up Tipps, ihnen zeige ich, wie man mit kleinen Tricks einzelne Bereiche betonen kann, so lernen sie, sich im Spiegel wieder anders anzuschauen,
Andere haben wirklich starke Hautprobleme, wie etwa Rosazea, Akne oder Neurodermitis. Sie sind sehr verzeifelt, weil sie teilweise eine jahrelange Odyssee hinter sich und schon vieles ausprobiert haben. Da kein Hautarzt ihnen helfen konnte sind sie nun auf der Suche nach einem ganzheitlichen Heilungsweg. Hier steht dann nicht das Make-up im Fokus, sondern die Pflege. Und wieder die Erkenntnis: Die Ursache jedes Hauptproblems liegt immer im Inneren.
Wie erklärst du dir, dass uns die Selbstliebe oft so schwer fällt?
Diese Frage ist sehr komplex, ich denke, hier spielen sehr viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle… Als Kinder haben wir noch diese typische Leichtigkeit – durch unsere Erziehung, Erlebnisse und Erfahrungen, die wir machen, und Dinge, die uns gesagt werden, entstehen oft negative Glaubenssätze; ich bin nichts wert, ich bin nicht schön, ich bin zuviel… Hinzu kommt das Schönheitsbild, das uns die Gesellschaft und gerade auch Social Media immer noch vermittelt. Es stellt in den meisten Fällen eine krasse Perfektion dar, die unrealistisch und somit auch unerreichbar ist. Wir sind alle nicht perfekt – und das ist ja gerade das Schöne! Dennoch identifizieren sich sehr viele Menschen, insbesondere jüngere, oft stark mit diesen Bildern. Und verlieren durch den unerreichbaren Vergleich ihren eigenen Selbstwert.
Inwiefern kann man durch Rituale wieder eine positive Verbindung zu sich selbst aufbauen?
Tägliche Mini-Auszeiten im Alltag machen einen viel größeren Unterschied, als einmal im Jahr für drei Wochen in ein Retreat zu fahren. Ich mache jeden Abend ein schönes Reinigungsritual, ich reinige meine Haut mit Öl und nehme es dann mit einem warmen Baumwollwaschlappen ab. Anschließend trage ich ein Serum und ein Gesichtsöl auf. Das ist meine kleine Abendroutine, damit fühle ich mich sehr wohl. Es geht nicht darum, dass sie lange dauert oder zehn Phasen umfasst – sondern dass man sich Zeit für ein wenig Self Care nimmt und diese Momente zelebriert. Ein Me-Time-Ritual kann genau so eine Maske am Sonntagnachmittag sein oder das Kochen einer schönen Mahlzeit. Idealerweise verbindet man verschiedene Komponenten, die sowohl das Innere als auch das Äußere ansprechen.
Kannst du uns abschließend wahre Beauty Heroes verraten, die du jedem ans Herz legen würdest?
Bei der Wahl von Pflege-Produkten ist grundsätzlich wichtig zu definieren, was für ein Hauttyp man ist, wie die Bedürfnisse der Haut also überhaupt aussehen. Ich persönlich liebe Gesichtsöle, absolute Beauty Heroes, die wirklich von jedem vertragen werden sind:
Pures Rosehip Oil, also ein Hagebuttenöl, hat viel Vitamin A, unterstützt somit die Zellerneuerung, und hilft bei kleinen Pickelchen oder auch Aknenarben. Pures Arganöl hingegen hat sehr viel Vitamin E, das ist ein Antioxidans, das zudem viel Feuchtigkeit speichert. Wer zu fettiger Haut neigt, der kann auch mal Traubenkern- oder Jojobaöl ausprobieren.
Mir ist sehr wichtig, dass das Thema Beauty wieder mit etwas mehr Leichtigkeit und Natürlichkeit verbunden wird. Denn diese natürliche Schönheit tragen wir sowieso alle schon in uns- manchmal müssen wir sie nur wieder entdecken.
Folge Lisa Scharff auf Instagram: @lisa.scharff
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