Laut der Umweltschutzorganisation WWF landet minütlich eine Lastwagenladung Plastik im Meer. In Zahlen übersetzt macht das rund acht Millionen Tonnen pro Jahr. Unter dem Treibgut befinden sich nicht nur Einkaufstüten, Lebensmittelverpackungen oder der feine Staub, der durch den mechanischen Abrieb von Autoreifen entsteht – sondern auch Verpackungen, synthetische Inhaltsstoffe oder Mikroplastik aus den Kosmetikprodukten, die wir täglich im Badezimmer nutzen. Die Bewegung rundum Blue Beauty will jetzt auf dieses Problem aufmerksam machen – und setzt damit ein starkes Zeichen für saubere Weltmeere.
Blue Beauty: So lassen sich Kosmetik und der Schutz der Ozeane vereinen
Wenn wir am Sonntagnachmittag eine Tuchmaske auflegen und die Haare mit einer pflegenden Spülung verwöhnen, denkt wohl kaum jemand daran, dass diese dem Ökosystem der Ozeane zum Verhängnis werden könnten. Doch tatsächlich bahnen sich die Verpackungen unserer Lieblinge im Beauty-Shelf oftmals über Mülldeponien und Flüsse ihren Weg an den Strand – ebenso wie die feinen Kügelchen (auch als Microbeads bezeichnet) aus Peelings oder die unsichtbaren Silikone in Haarpflegen, die in der Natur nur schwer bis gar nicht abgebaut werden können.
Über den Abfluss der Dusche gelangen sie schlussendlich ins Abwasser. Weil diese winzig klein sind, können Kläranlagen diese nicht ausreichend herausfiltern und so landen jährlich Tonnen an Mirkoplastik in den Weltmeeren – wo Fische die kleinen Teilchen schnell mit Plankton verwechseln können. Und genau deshalb gilt es, jetzt mehr Bewusstsein zu schaffen – denn während wir längst mit dem eigenen Jute-Beutel einkaufen gehen und den morgendlichen Oatmilk-Latte aus einem wiederverwendbaren Becher schlürfen, gibt es im Badezimmer noch einiges zu tun.
Green versus Blue Beauty: Wo liegt der Unterschied?
Green Beauty ist mittlerweile wirklich jedem ein Begriff, der sich ein bisschen für Kosmetik interessiert. Jetzt wird aus Grün jedoch Blau und das wirft die Frage auf, wo nun genau der Unterschied liegt. Immerhin hat doch auch die grüne Kosmetik-Community das Ziel, die Umwelt zu schützen?! Tatsächlich gibt es zwischen beiden Philosophien unzählige Parallelen und die Grenzen sind fließend. Grundsätzlich geht es in der Kategorie Clean und Green Beauty aber vor allem um natürliche Wirkstoffe und den Verzicht von gesundheits- und umweltschädlichen Chemikalien; während sich Blue Beauty besonders für den Schutz der Meere und dessen Bewohner einsetzt.
Der Gedanke geht damit über Green Beauty hinaus, denn hier steht auch das danach im Fokus: Was passiert mit den Kosmetiksubstanzen, sobald wir sie von der Haut waschen? Wohin kommen die 120 Milliarden Produktverpackungen, die jährlich rund um den Globus produziert werden und großteils nicht recycelbar sind? Fragen wie diese sind zentrale Themen der Bewegung.
Das bedeutet zusammengefasst für unsere Kosmetik: Blue Beauty verzichtet auf Zusätze wie Mikroplastik, Silikone oder Chemikalien in Sonnencreme, die nicht abgebaut werden können und im Meer das Ökosystem stören. Genauso wird Verpackungsmüll reduziert. Recycelbare Materialien oder nachfüllbare Behälter sind nämlich Voraussetzung für Blue Beauty Produkte. Das trägt dazu bei, dass sich die riesigen, im Meer treibenden Plastikinseln nicht weiter ausbreiten. So wird den erschreckenden Prognosen von Umweltschutzorganisationen entgegen gewirkt. Machen wir nämlich so weiter wie bisher, so wird Schätzungen zufolge 2050 mehr Plastik in den Wellen der Ozeane zu finden sein, als Fische.
Blue Beauty: Welche Labels setzen sich für die Weltmeere ein?
Während man Green und Clean Beauty Produkte mittlerweile zwischen Drogerie und Luxusparfümerie überall findet, muss man nach meeresfreundlichen Seren, Sonnencremes oder Shampoos schon etwas länger suchen. Deshalb stellen wir dir drei Labels vor, die mit gutem Beispiel vorangehen und Engagement für Umwelt sowie Ozeane zeigen.
1. One Ocean Beauty
Die Hautpflege-Produkte von One Ocean Beauty basieren nicht nur auf natürlichen Wirkstoffen wie Algen-Extrakten, die direkt aus dem Meer gewonnen wurden, sondern schützen dieses auch. Das vom Strandleben inspirierte Label arbeitet mit modernsten Biotechnologie-Methoden, um die Herstellung so „blau“ wie nur möglich zu machen und die Haut strahlen zu lassen. Ob Serum oder Cleanser – die Verpackungen der Produkte sind vollständig recyclebar; mit dem Erlös unterstützt das Label zudem Oceana – die größte internationale Organisation zum Schutz der Weltmeere.
2. Kevin Murphy
Kevin Murphy ist eine der bekannteren Haarpflege-Marken, die sich dem Schutz der Umwelt sowie der Meere leidenschaftlich widmet. So gilt diese als erste Brand im Beauty-Kosmos, die ihre Verpackungen zu 100 Prozent aus sogenanntem „Ocean Plastic“ herstellt. So nennt sich Kunststoff, der direkt aus dem Ozean geholt und weiterverarbeitet wurde. Die Brand setzt zudem auf natürliche Wirkstoffe, unterstützt verschiedene Umweltprojekte und arbeitet in Kevin Murphy Salons ausschließlich mit speziellen Wasserhähnen. Diese verbrauchen bis zu 65 Prozent weniger Wasser während der Profi-Haarwäsche als andere Systeme und gehen damit deutlich nachhaltiger mit der wertvollen Ressource um.
3. Ren Clean Skincare
Die Hautpflege-Lieblinge der Londoner Manufaktur Ren Clean Skincare basieren – wie der Name der Brand bereits verrät – auf Inhaltsstoffen, die sowohl die Hautgesundheit als auch die Umwelt respektieren. Das Thema Nachhaltigkeit spiegelt sich auch in der Verpackung wider: Bis 2021 möchte Ren auf ein „Zero Waste“ Konzept umsteigen und das gesamte Sortiment in recycelten Materialien verpacken – der Umwelt und der Meere zuliebe. Das Unternehmen engagiert sich darüber hinaus für die Organisation Planet Patrol, die Gewässer von Plastikmüll säubert.
Mehr als nur ein Trend: Unser Fazit zur Blue Beauty Bewegung
Blue Beauty ist kein schnelllebiger Kosmetiktrend – es ist mehr eine Philosophie, die endlich mehr Bewusstsein für unsere Umwelt und vor allem für unsere Meere schafft.
Die Bewegung sorgt nicht nur für mehr Transparenz im Hinblick auf Herstellung und Recycling von Produkten, sondern regt auch dazu an, weiterzudenken. Immerhin verschwinden leere Tiegel und Tuben nicht einfach mit dem Mülleimer von der Bildfläche. Blue Beauty ist damit definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, die unseren Meeren mehr Aufmerksamkeit und Respekt verschafft. Sowie ein Schritt in eine Zukunft, in der (hoffentlich) weiterhin mehr Fische als Plastik im Meer schwimmen.
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