Von wegen, viel Schlaf und ausreichend Wasser: Immer mehr Influencer*innen stehen zu ihren Botox-Behandlungen. Was du wissen solltest

Wenn man Models, Beauty-Redakteur*innen oder Influencer*innen nach ihren persönlichen Schönheitsgeheimnissen fragt, bekommt man immer wieder die gleichen Antworten: Ausreichend Schlaf, mehrere Liter Wasser am Tag trinken, Sonnenschutz verwenden, jeden Abend vor dem Schlafen das Gesicht abschminken etc… Klar, das sind alles wichtige Basics, die einen großen Einfluss auf das Aussehen und die Gesundheit deiner Haut haben – aber oftmals wird eben zusätzlich doch noch heimlich mit anderen Tricks und Behandlungen nachgeholfen, um kleine Fältchen um die Augen, einer Zornesfalte oder anderen frühzeitigen Alterserscheinungen ein wenig vorzubeugen, beziehungsweise, sie abzumildern.

Wir wollen mit diesem Artikel keinesfalls dazu aufrufen, dass jede*r diese Behandlungen für sich ausprobieren sollte, und wir sind auch weiterhin große Fans von natürlicher Schönheit – doch wir finden es gut, dass immer mehr junge Frauen (wie die, die wir in diesem Artikel zeigen) ganz offen über ihre Entscheidungen und ihre persönlichen Gründe sprechen. Schließlich können Botox & Co. vielen Menschen dabei helfen, sich selbst wohler in ihrer Haut zu fühlen. Darum wollen wir darüber informieren, dass es diese Möglichkeiten gibt.

Wir erklären dir, was Botox eigentlich ist, wie und wofür es angewendet werden kann, wie eine Behandlung abläuft – und welche „giftfreien“ Alternativen es gibt.

Was ist Botox eigentlich?

Botox ist der Handelsname für Botulinumtoxin-Präparate. Das Bakteriengift ist eine der giftigsten in der Natur vorkommenden Substanzen. Genauer gesagt handelt es sich um ein Protein, das aus dem Bakterium Clostridium botulinum produziert wird. 

Der umgangssprachliche Name „Wurstgift“ kommt von den lateinischen Begriffen botulus = Wurst, toxin = Gift, weil sich es sich u.a. in verdorbenen Fleischkonserven bildet. Es verursacht Lähmungen, in dem es die Signalübertragung von Nerv zu Muskel blockiert.

Die Beauty-Industrie hat sich diese Wirkung zunutze gemacht. In geringer Dosierung entspannt Botox die Muskeln. Sichtbarer Nebeneffekt: Die darüberliegende Haut wird glättet.

Inzwischen nutzen nicht nur Stars das Nervengift als schnellen Beauty-Service in der Lunch-Pause. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland rund 380.000 Botox-Behandlungen im Rahmen von nicht-chirurgischen Schönheitsoperationen durchgeführt, wobei Deutschland laut dem Online-Portal Statista hinter den USA und Brasilien zu den Ländern mit den meisten Botox-Behandlungen weltweit zählt. Auch hierzuland weiß man inzwischen also: Die verjüngende Wirkung von Wasser, Schlaf und Sonnenschutz ist begrenzt. 

Was kann Botox?

Hast du schon mal den Begriff „Angry 11s“ gehört? Mit der wütenden Elf meinen amerikanische Beauty-Expert*innen die Zornesfalte, also die senkrechte Kerbe zwischen den Augenbrauen. Neben den Falten auf der Stirn und Krähenfüßen ist die Stelle bei Botox-Behandlungen besonders beliebt.

Eine Botox-Behandlung dient nicht nur dazu, bestehende Mimikfalten „wegzuspritzen“. Präventiv angewendet kann Botox verhindern, dass sich Falten tiefer in die Haut eingraben. Mehr noch: Indem bestimmte Muskeln durch Botox gelähmt werden, müssen andere Gesichtsmuskeln weitere Aufgaben übernehmen. Es entsteht sozusagen eine „Umleitung“. So können etwa herabhängende Mundwinkel durch Botox positiviert werden.

Oft wünschen sich Botox-Patient*innen gar nicht komplett anders auszusehen, sondern einfach nur weniger müde oder genervt. Darüberhinaus kann man durch Muskelspannungen entstandene Migräne lösen, individuell empfundene Makel wie eine Lidmuskelschwäche oder Zahnfleischlächeln („Gummy Smile“) ausgleichen oder sogar krankhaftes Schwitzen der Achseln vermindern. 

Der Botox Lip Flip macht sogar eine Lippenvergrößerung möglich. Dafür wird das Nervengift in Kombination mit Hyaluronsäure in den Amorbogen der Oberlippe gespritzt. Die Lippe „flippt” nach außen, rotiert und wirkt auf natürliche Art voluminöser. 

Seriöse Ärzt*innen analysieren vorher die Mimik der Patient*innen, nehmen Vorher-Nachher-Bilder auf und halten sich an die Regel: „Weniger ist mehr.“ Maskeneffekte sind nicht erwünscht. Wer mit dem Ergebnis dennoch nicht zu frieden ist, hat in der Regel Anspruch auf eine Nachbehandlung.

Wie läuft eine Botox-Behandlung ab?

Nach einem ausführlichen Informationsgespräch werden die entsprechenden Stellen von der Ärztin markiert und gekühlt, um den Schmerz des Einstiches zu lindern. Die Nadeln sind dünn und kaum spürbar. Das Botox wird unter die Haut gespritzt, was circa fünf bis zehn Minuten dauert.

Anschließend können die Patient*innen sofort wieder ins Büro oder nach Hause gehen. Das finale Ergebnis ist erst nach ein paar Tagen sichtbar. Blaue Flecken und Schwellungen sind möglich, jedoch selten. Während der Regelblutung können das Schmerzempfinden und die Blutungsneigung erhöht sein.

Das Ergebnis hält zwischen drei und sechs Monate, danach sprießen neue Nervenenden und die Muskeln werden wieder aktiv. Auch wenn das Mittel nur lokal wirkt, sollten Schwangere von einer Botox-Behandlung absehen, da es keine Studien über die Langzeitwirkungen gibt.

Was kostet eine Botox-Behandlung? Und gibt es „gesündere“ Alternativen zu Botox?

Ja, die gibt es! Die „Notox“-Behandlung ist eine Kombination aus Aminosäuren und Microneedling und gilt als die giftfreie Alternative ohne Nebenwirkung. Dafür wird das Peptid Argireline, entwickelt von dem Nobelpreisträger Dr. Martin Rodbell, mittels kleiner Nadeln in die tieferen Hautschichten geschleust, wo es ähnlich wie Botox die Kontraktion der Gesichtsmuskulatur entspannt, aber nicht lähmt. 

Das Microneedling kurbelt währenddessen die Produktion von Kollagen, Elastin und körpereigner Hyaluronsäure an. Nach der Behandlung ist die Haut wie nach einem Sonnenbrand gerötet. Im Gegensatz zu einer Botox-Spritze muss die Notox-Behandlung bis zu drei Mal wiederholt werden, damit ein Erfolg sichtbar ist.

Im Vergleich zu Botox ist Notox einen Tick günstiger. Bei der Erstbehandlung solltest du mit Kosten zwischen 150 bis 200 Euro rechnen. Eine Botox-Behandlung startet dagegen in der Regel bei ca. 250 Euro. Die Niedrigdosierung für den Einstieg nennt man „Baby Botox“. Sie verspricht natürlichere Ergebnisse, hält allerdings auch kürzer.

Botox-Behandlungen und Tierschutz

Tierschutz-Organisationen kritisieren Botox-Behandlungen zurecht. Denn das EU-weite Tierversuchsverbot für Kosmetik greift hier nicht, da Botox unter die Haut gespritzt wird und deshalb als Medikament eingestuft wird.Inzwischen gibt es aber auch Hersteller, die auf tierversuchsfreie Tests mit Zellkulturen umgestellt haben. Falls eine Botox-Behandlung für dich infrage kommt, solltest du deine Ärzt*in unbedingt vorab fragen, welches Produkt sie verwendet und ob es an Tieren getestet wird.