Immer wieder erreichen uns Fragen aus der gitti-Community zu dem Thema halal Nagelfarbe. Beauty-Bloggerin Sheela erklärt im Gespräch, was der Begriff überhaupt bedeutet, welche Kriterien im Hinblick auf Ethik und Herstellung für eine Zertifizierung erfüllt sein müssen und warum halal-konforme Produkte auch außerhalb des religiösen Kontextes für alle nicht-muslimischen Frauen die gesündere Alternative zu herkömmlichem Nagellack sind.
Was bedeutet der Begriff halal ganz allgemein?
Hinter dem Begriff halal verbirgt sich eine ganze Welt, er ist vom Arabischen abgeleitet und bedeutet grob übersetzt soviel wie „erlaubt“ oder „rechtmäßig“. Bestimmte Handlungen und Dinge sind in diesem Fall nach islamischem Recht zulässig.
Und was bedeutet halal übertragen auf Nagellack?
Im Bezug auf Kosmetik wird garantiert, dass die Produkte eine bestimmte Reinheit haben und die Inhaltsstoffe ethischen Anforderungen entsprechen. Eine muslimische Frau verrichtet fünf Mal am Tag ihre Gebete. Um diese ordnungsgemäß ausführen zu können, muss zuvor eine Gebetswaschung vollzogen werden, hier werden das Gesicht und die Hände gereinigt. Dabei sollte Wasser durch den Nagellack auf den Nagel gelangen können. Damit ein Nagellack halal ist, muss er also in erster Linie wasserdurchlässig sein.
Doch hinter halal Kosmetik verbirgt sich noch viel mehr, stimmt’s?
Absolut! Allgemein gilt bei der Herstellung von halal Kosmetik, dass die Inhalsstoffe wie auch die Arbeitsplätze und die Mitarbeiter strengen hygienischen Richtlinien entsprechen müssen. Bei den Herstellungsprozessen muss zudem auf einen fairen und sozialen Umgang mit Mensch, Tier und der Umwelt geachtet werden, damit eine nachhaltige Produktion garantiert ist. Das Testen an Tieren ist daher natürlich strengstens verboten, das würde sich absolut widersprechen.
Wichtig ist außerdem noch, dass weder Alkohol, bestrahlte Rohstoffe oder Bestandteil von Schwein (Glycerin wird häufig aus Schweinefett gewonnen) enthalten sind, sowie keinerlei chemische Zusatzstoffe, die für Menschen und Umwelt schädlich sind.
Ein Nagellack darf nur halal-konforme Rohstoffe enthalten, damit verbunden ist das Recht auf eine artgerechte Tierhaltung, die sich an den natürlichen Lebensbedingungen der Tiere orientiert. Für den Fall, dass ein Produkt tierische Bestandteile enthält, wie etwa Wachse oder Fette… Die meisten muslimischen Frauen verzichten jedoch komplett darauf und kaufen ausschließlich Produkte, die halal und vegan zertifiziert sind.
Die Zertifizierung spielt eine entscheidende Rolle, richtig?
Grundsätzlich sind die meisten Naturkosmetik-Produkte, die wasserdurchlässig sind, in der Theorie auch halal. Doch vor dem religiösen Hintergrund legen die meisten muslimischen Frauen sehr großen Wert auf eine offizielle Zertifizierung von einem unabhängigen Labor nach islamischem Recht. Sobald nur der kleinste Zweifel besteht, werden die Produkte nicht gekauft. Die Transparenz der Kosmetikmarken ist daher sehr entscheidend, viele stellen auf Wunsch ihre Zertifikate zur Verfügung oder machen sie online einsehbar.
Warum sind halal Beauty-Produkte nicht nur für muslimische Frauen eine tolle Alternative?
Die meisten Menschen schrecken vor dem Begriff halal ersteinmal zurück und setzen sich gar nicht weiter damit auseinander. Doch mich erreichen immer mehr Nachrichten von nicht-muslimischen Frauen, weil sie die Philosophie toll finden, die hinter halal Produkten steht. Den Fokus auf die sozialen Arbeitsbedingungen und den Umweltschutz. Halal Produkte sind zudem auch für Menschen super, die schnell allergische Reaktionen auf herkömmliche Produkte bekommen. Auch meiner kleinen Tochter lackiere ich mit halal Nagellack bedenkenlos die Finger, wenn sie es sich wünscht, weil ich sichergehen kann, dass darin keinerlei chemische und gesundheitsschädliche Stoffe und Weichmacher enthalten sind.
Unsere Expertin
Sheela (29) ist dreifache Mutter, sie studiert Soziale Arbeit und widmet sich auf ihrem YouTube-Kanal aus Leidenschaft all den Dingen, die sie beschäftigen, von Beauty- und Food- bis hin zu Empowerment-Themen.
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