Natürlich, vegan, nachhaltig – das sind die neuen Buzzwords der Kosmetikbranche, die nach jeder Menge Verantwortungsbewusstsein, umwelt- sowie tierfreundlichen Produkten klingen und damit die aktuelle Trendbewegung zu Clean sowie Green Beauty perfekt widerspiegeln. Das finden wir natürlich fabelhaft – doch leider versteckt sich hinter den eingängigen Keywords in der Realität nicht immer das, was sie uns versprechen. Dieses Phänomen wird als Greenwashing bezeichnet und macht es für Kund*innen schwierig, echte Superhero-Produkte von grünen Mogelpackungen zu unterscheiden. Und genau deshalb wollen wir auf das Problem aufmerksam machen und dir helfen, dich zukünftig nicht mehr von „grüngewaschener“ Kosmetik blenden zu lassen.
Was bedeutet das Wort Greenwashing?
Greenwashing steht für eine irreführende Strategie, die Unternehmen für sich nutzen, um ihren Produkten ein umweltfreundliches, verantwortungsbewusstes und nachhaltiges Image zu verleihen – ohne, dass sie es tatsächlich sind. Das ist übrigens nicht nur in der Beauty-Welt ein Problem. Auch in vielen anderen Bereichen wie in der Lebensmittel-Branche machen sich Labels Greenwashing zunutze.
Durch schlaue Verpackungen, die richtigen Farben (ganz typisch ist hier natürlich Grün), Symbole, Markennamen und Logos, die ein umweltfreundliches Image vermitteln, nehmen wir Kosmetikprodukte etwa automatisch als grün, sauber oder natürlich wahr. Einige Labels betonen auch einzelne nachhaltige Aspekte, die tatsächlich zutreffen, wie zum Beispiel eine recycelte Verpackung oder der Verzicht auf einen bestimmten Wirkstoff – das muss aber noch lange nicht bedeuten, dass auch der Rest wirklich zu einem nachhaltigen Konzept passt, so wie etwa gitti darauf großen Wert legt.
Die tatsächlichen Formulierungen sehen bei Greenwashing Produkten nämlich oft ganz anders aus. Allzu oft stecken dann doch die üblichen Silikone, erdölbasierte Substanzen, Parabene, synthetische Duftstoffe und andere Chemikalien in den jeweiligen Pflege- und Make-up-Produkten.
Und die sind zum größten Teil nicht biologisch abbaubar, sie bahnen sich also über das Abwasser ihren Weg in die Natur, in Flüsse und in die Meere, wo sie das gesamte Ökosystem durcheinanderbringen und auch für unsere Gesundheit eine Belastung darstellen können.
Die Bezeichnungen „Bio-Kosmetik“ und „Naturkosmetik“ sind in Deutschland nicht geschützt
In Österreich sind die Begriffe Bio- sowie Naturkosmetik rechtlich geschützt – in Deutschland hingegen nicht. Das heißt, diese kann im Prinzip jeder für sich und sein Marketing nutzen. Genau das macht die Unterscheidung zwischen echten Green sowie Clean Beauty Produkten und bloßen Mogelpackungen so schwierig.
Greenwashing: Mit diesen 3 Tipps erkennst du falsche Naturprodukte
Greenwashing ist ein lästiges Problem – vor allem dann, wenn man die persönliche Pflege- oder Make-up-Routine tatsächlich nachhaltiger sowie clean gestalten möchte. Ohnehin können die vermeintlichen Naturprodukte zudem deutlich teurer sein, als diese eigentlich wert sind. Stellt sich also die Frage, wie man Greenwashing vermeiden kann? Wir stellen die drei wichtigsten Tipps vor, mit denen du schnell erkennst, ob hinter dem Etikett wirklich hochwertige Naturkosmetik und Clean Beauty stecken – oder doch nur leere Versprechen.
Tipp #1: Werbe-Slogans kritisch betrachten
Greenwashing-Produkte werden meist sehr auffällig und plakativ sowie mit unspezifischen Floskeln à la „viele natürliche Inhaltsstoffe“ oder „90 Prozent natürliche Inhaltsstoffe“ beworben. Das soll von synthetischen Zusätzen ablenken. Tatsächlich kann hier aber zum Beispiel auch Wasser als „natürlicher Inhaltsstoff“ betitelt werden. Das dient in Pflegeprodukten und Co. aber lediglich als günstiger Füllstoff und hat im Grunde genommen nichts mit wertvollen Wirkstoffen aus der Natur zu tun. Kannst du also keine genauen Details zu den erwähnten Werbeversprechen finden, kann es sich durchaus um einen solchen dreisten Greenwashing-Trick handeln.
Tipp #2: Die INCI-Liste checken
Um ein Produkt genauer zu analysieren, solltest du nicht einfach nur den Slogans auf dem Etikett vertrauen. Besser auch einen Blick auf die Rückseite von Cremes und Co. werfen, denn auf der Liste der Inhaltsstoffe (INCI-Liste) erfährst du die wirklich interessanten Details. Klar, diese sind nicht immer ganz einfach zu entschlüsseln – du kannst deshalb Apps wie CodeCheck zur Hilfe nehmen, mit denen du Barcodes von Kosmetika sowie Lebensmitteln einfach scannen und analysieren kannst. Außerdem solltest du dir zum Beispiel merken, dass sich hinter Begriffen, die auf „-cone“ oder „-xane“ enden, immer umweltschädliche Silikone verstecken.
Tipp #3: Auf offizielle Siegel achten
Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, der sollte beim Beauty-Shopping auf offizielle Siegel auf der Verpackung achten. Diese zertifizieren zum Beispiel „echte“ Naturkosmetik, vegane Produkte oder Kosmetika, die frei von Tierversuchen sind. Zu den bekanntesten Abzeichen im Bereich Naturkosmetik und Clean Beauty zählen:
- BDIH: Das deutsche Prüfsiegel kennzeichnet kontrollierte Naturkosmetik. Pflanzliche Rohstoffe müssen hier zum Beispiel aus ökologischem Anbau gewonnen werden. Verboten sind hingegen synthetische Farb- sowie Duftstoffe, Silikone, Paraffine und andere Erdölprodukte. Auch Rohstoffe von toten Tieren oder Tierversuche werden nicht gestattet.
- Ecocert: Dieses französische Abzeichen dürfen Natur- sowie Biokosmetika tragen. Letztere sollte etwa zu 95 Prozent aus natürlichen Wirkstoffen bestehen, mindestens zehn Prozent davon müssen zudem aus ökologischem Anbau stammen.
- Natrue: Dieses Siegel wurde 2008 ins Leben gerufen und ist ein international gültiges Abzeichen. Es bewertet die Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten in drei Kategorien – künstliche Substanzen sind grundsätzlich verboten. Zudem kann ein Label nur ein Natrue-Siegel bekommen, wenn 75 Prozent des Sortiments deren Standard entsprechen. Auf diese Weise wird Greenwashing besonders effektiv vorgebeugt, denn viele Hersteller tricksen, indem sie nur ein einziges umweltfreundliches Produkt stark bewerben – der Rest jedoch nichts mit Natur- und Clean-Kosmetik zu tun hat.
Kommentiere